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Ansässigkeitsurkunde von 1864

Zu Lebzeiten meines Urgroßvaters Georg Siffel konnte man nicht einfach eine Familie gründen. Dazu bedurfte es der Genehmigung der Ortsbehörden bei Georg Siffel war das der Magistrat der Stadt Bamberg. Mitursache hierfür war das sogenannte Heimatrecht. Heimatrecht bedeutete, das die Gemeinde für den Bürger aufkam, der dort geboren wurde. Wenn ein junger Mann heiraten wollte noch dazu eine Fremde aus einer anderen Gemeinde mussten beide deshalb ihre Vermögensverhältnisse offen legen. Auch über ihren Leumund und evtl. Strafen wurden Auskünfte verlangt bzw. eingeholt.

Diese und heute fremd anmutenden Prozeduren erlauben dem Familienforscher tiefe Einsichten in die Lebensumstände seiner Vorfahren.

von Katharina Martin 1863 ( es folgt Text des Zeugnisses : )

Katharina Martin, eheliche Tochter des kath. Webermeisters Johann Martin in Breitengüßbach Hs. No. 89 u. seiner ehelichen Hausfrau Barbara geb. Schrauder, ist geboren im Jahre des Ewigen Heiles 1837 den 22. Juli Mittags 12 Uhr in Breitengüßbach; u. am 23. Juli in der Pfarrkirche alldi ritu catholico durch den Pfarrer Boettinger getauft worden.- Taufpate hierbei war: Katharina Ullrich, Schmiedstochter von Güßbach.

Katharina Martin hat die Christenlehre, beziehungsweise den Religionsunterricht an den Sonntagen - nach kirchlicher Vorschrift - bis zum vollendeten 18 ten Lebensjahr regelmäßig, aufmerksam u. mit gutem Erfolg besucht.

Hierüber wird derselben dieses Zeugniß
mit Landessiegel u. Unterschrift ausgestellt.

Breitengüßbach den 25. Dezember 1863

königl katholisches Pfarramt

Reinfelder Pfarrer
 

Dem nicht genug, musste noch ein Vermögens- und Leumundszeugnis beigeschafft werden :
(das kostete damals schon Geld)

von Katharina Martin 1863 ( es folgt Text des Zeugnisses : )

Die ledige Katharina Martin, Tochter des Webers Johann Martin zu Breitengüßbachweißt hiermit behufs Verehelichung - folgendes Vermögen nach:

12 fl. 30 kr Voraus
50 fl. - als baares Ersparniß während ihrer Dienstzeit

50 fl. - als Anhilfe von ihrem Vater, mit dem Bemerken, daß sie nach dem Tod ihrer Eltern noch ihren Antheil zu hoffen hat.

112 fl. 30 kr. Summa des Vermögens

Zugleich wird beigefügt, daß
Katharina Martin sich eines sehr guten Leumundes zu erfreuen hat.
Das bestätigt mit Unterschrift und Siegel

Breitengüßbach den 38 ten Dezember 1863

Die Gemeinde und Armenpflege daselbst

(Unterschriften)
 

Am 30. Dezember 1863 erschienen Georg Siffel und Katharina Martin beim Magistrat der Stadt Bamberg und geben zur Niederschrift :

Es erschienen

der ledige Maurergeselle Georg Siffel von hier und die ledige Webermeister Tochter Katharina Martin von Breitengüßbach und bittet um Erlaubnis zur Ansässigmachung mit Lohnerwerb sowie zur Verehelichung.
Er übergibt die vorgeschriebenen Zeugnisse und bringt vor:

Laut übergebenem Zeugniß des Maurermeisters Müller bin ich bei demselben in ständiger Arbeit und beziehe als socher einen
Taglohn von:
54 Kr. (Kreutzer)

Meine
sonstige Einrichtung wird auf:
233 fl. geschätzt
50 fl. erspart welche ich hiermit vorzeige
Meine Verlobte bringt ein Vermögen von :

112 fl. 30 kr. mit in die Ehe und hat nach dem Tode ihrer Eltern noch Vermögen zu erwarten.
Außereheliche Kinder sind nicht vorhanden

( Die Brautväter Richard Siffel und Johann Martin waren ebenfalls anwesend und geben ihre Einwilligung )
 

Am 24.1.1864 erhielt Georg Siffel die Ansässigkeitsurkunde. Am 8.2.1864 heiratete er in St. Gangolf Katharina Martin. Das erste Kind Margaretha Siffel erblickte am 18. November 1864 das Licht der Welt.

Die Regimentsgeschichte des k.b. 5. IR läßt sich über 1864 ergänzend aus :

"Ein schweres Trauerjahr brach nun über Bayern herein: der oberste Kriegsherr, König Maximilian II., entschlief im Herrn plötzlich und unerwartet; die Zügel der Regierung ergriff nun der bisherige Kronprinz als König L u d w i g II. am 10. März schon, folgenden Tages, leisteten ihm seine Truppen den Schwur der Treue. "