Margareth Löhr war die zweite Ehefrau von Martin Siffel , des Bruders von Georg Siffel. Sie war gebürtig in Voitmannsdorf in der Nähe von Hollfeld in der Fränkischen Schweiz. Wie nicht unüblich verdingte sich Margareth als Dienstmagd in Bamberg (etwa 20 km von Voitmannsdorf entfernt). Dienstmagd war zu jener Zeit ein regulierter Dienststand. Man mußte sich , um diesen Beruf auszuüben beim Stadtmagistrat anmelden. Dort bekam man ein Dienstbuch. Es galt dieses Buch strengstens zu führen. Einmal erkrankte die Mutter von Margreth. Sie mußte deshalb nach Voitmannsdorf. Dort bestätigte der Dorfvorsteher die Krankheit. Trotzdem mußte sie noch in Hollfeld dieses bestätigen lassen. Nicht nur der Dienstherr mußte den abgeleisteten Dienst bestätigen " ..treu und fleißig.."; auch der Stadtmagistrat hatte das zu testieren.

Dienstbuch Margareth Löhr

Aus dem Dienstbuch der "dienenden Klasse der Stadt Bamberg" No. 81

ausgestellt für :

Margareth Löhr
von Voitmannsdorf gebürtig

Alter: 19 Jahre *)
Größe: mittelmäßig
Haare:blond
Augen: blau
Nase: klein
Mund: klein
Kinn: rund
Angesicht: blühend

Bamberg, am 11. September 1826
Der Stadtmagistrat

*) Da hätte Margareth 1807 geboren sein müssen. Ihr Taufzeugnis hingegen weist als Geburtsjahr 1810 aus. Sie war also 16 als sie registrierte Dienstmagd wurde. Sie hat sich "älter" gemacht, vermutlich um arbeiten zu "dürfen".

Die im Dienstbuch gedruckten Instruktionen zeigen viele Facetten der sozialen Situation in der damaligen Zeit, sie sind hier in der damaligen Schreibweise wiedergegeben :


Instruktion im Dienstbuch

1) Eine dienende Person darf ohne ausdrückliche Erlaubnis des Stadt = Magistrats in irgendeinen Dienst nicht einstehen, und ohne Anzeige bey der gedachten Stelle denselben nicht verlassen. 6) Ist die Dienstherrschaft des Schreibens unkundig, so wird in der Magistrats = Kanzley die Ausfertigung des Zeugnisses unentgeldlich besorgt werden.
2) Der Dienende ist verbunden, dieses Buch bey jeder Dienstveränderung seiner neuen Herrschaft vorzulegen. 7) Der Dienst = Herr ist bey einem unrichtig ausgestellten Zeugnisse für alle daraus hervorgehenden Folgen verantwortlich.
3) Bey seinem Austritte hat er sich das Zeugniß über sein Betragen in dasselbe einzeichnen und dieses Zeugniß bey dem Stadt = Magistrate bekräftigen zu lassen. 8) Der Dienende, der ohne Anzeige aus dem Dienste tritt, oder seinen Dienst verwechselt, verfällt in eine 24 = bis 48stündige Gefängnißstrafe, und der Dienstherr, der ihn aufnimmt, in eine Strafe von 1 Reichsthaler.
4) Dieses Buch ist sorgfältig zu bewahren, und wird demselben bey seiner dereinstigen Nachsuchung um eine Ehesteuer oder um die Aufnahme in eine Versorgungs = Anstalt zur vorzüglichen Empfehlung dienen.. Wer dasselbe verliert oder verloren zu haben vorgiebt, wird mit 24 stündiger Arrest = Strafe bey Wasser und Brot belegt. 9) Es darf bey Vermeidung der gesetzlichen Strafe an diesem Dienstbuche weder in dem Namen, weder in den Zahlen, weder in dem Datum, weder an den Zeugnissen, noch in irgend einer Art etwas verändert werden
5) Das Zeugniß ist ganz der Wahrheit gemäß, von der Dienst = Herrschaft auszufertigen. Es muß a) den den Vor= und Zunamen des Dienenden, b) die Dienstgattung, c) die Dienstzeit, d) und die Ursachen der Entlasung oder des Austritts enthalten, auch von dem Dienstherrn eigenhändig unterzeichnet sein.  

Dienstboten Anfang des 19. Jahrhunderts

Dienstboten und Taglöhner bildeten die Unterschicht der Bevölkerung. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts betraf dieses Leben immerhin jeden zehnten Einwohner Bayerns.
Der Wechsel der Dienstverhältnisse fand gewöhnlich an St. Petri , dem 22. Februar, St. Michaeli, dem 29. September oder an Jacobi , dem 25. Juli statt.

Am 11. September 1826 trat Margarete Löhr ihre erste Stelle bei Friedrich Siffel als einzige Magd an. 1829 war sie ebenfalls bei Friedrich Siffel in Diensten. Die Eintragungen enden am 30. Juli 1838. 1839 heiratete sie den Bruder von Friedrich Siffel Martin Siffel.

Der Dienstbothen = Spitalzettel für Margarete Löhr zu Voitmannsdorf weist als Dienstherren aus :

Veit Lambrecht
Gabriel Hornung
Friedrich Dill
Sebastian Eichfelder
Johann Deuber
Fritz Dorsch
Kaspar Badum
Johann Schuhmann
Paulus Gruber

Das Allgemeine Krankenhaus in Bamberg

 
Als eine Art Vorläufer moderner Krankenkassen lässt Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal noch im Eröffnungsjahr des Allgemeinen Krankenhauses am 11. November1790 ein Krankendienstbotheninstitut errichten. Die Einladung zum Beitritt lag als Beilage dem Hochfürstlich-Bambergischen Intelligenzblatt am 28.9.1790 bei. Jeder zahlt vierteljährlich im voraus 15 Kreuzer. Für die Zahlungen steht der Dienstherr.

(Der Dienstherr musste pro Vierteljahr in späteren Jahren laut Dienstbothen = Spitalzettel für Margarete Löhr 20 Kreuzer Krankenversicherungsbeitrag für die Dienenden entrichten, damit wurde Aufenthalt und Behandlung im Bamberger Krankenhaus gewährleistet. )

Diese Einrichtung war gerade für Dienstboten segensreich, denn diese mußten bei Erkrankung die meist (beengten) Wohnungen ihrer Herrschaft verlassen. Über die im Krankenhaus behandelten Krankheiten, die zum Tode führten gibt die Krankenhausstatistik mit Aufruf zum Beitritt in das Kranken-Dienstboten-Institut 1791 auch Auskunft: Beinfraß der Hirnschale, Lungensucht, Schleimlungensucht, Zungenkrebs, Haut- und Bauchwassersucht, Beinfraß des Fußgelenks, Gallichten Faulungsfieber, schleimigen Nervenfieber, Zehrungsfieber, Vereiterung derr Luftröhre ... Da Mortalitätsverhältnis im Bamberger Krankenhaus lag zwischen 1:14 und 1:20. Zu der Zeit lag dieses Verhältnis in England bei 1:7 und in Frankreich bei 1:4 bis 1:5.

Das gute Mortalitätsverhältnis in Bamberg war dem richtungsweisenden Krankenhausneubau und der Tätigkeit von Adalbert Friedrich Marcus zu verdanken. Marcus geboren 1753 in Arolsen gestorben in Bamberg 1816 war ein konvertierter Jude. Er promovierte bei Ernst Gottfried Baldinger in Göttingen und war zwei Jahre bei Caspar von Siebold am Würzburger Juliusspital. 1778 ließ er sich in Bamberg als praktischer Arzt in Bamberg nieder. Franz Ludwig von Erthal machte ihn 1781 zu seinem Leibarzt. Das excellente Verhältnis zwischen Fürstbischof und Leibarzt führte auch mit zum Entstehen des Bamberger Krankenhauses in seiner wegweisenden Form. 1789 im Jahr der Französischen Revolution wurde Marcus dirigierender Arzt des Bamberger Krankenhauses .

Quelle: Ausstellungskatalog der Staatsbibliothek Bamberg : Das Allgemeine Krankenhaus Fürstbischof Franz Ludwig von Erthals in Bamberg von 1789

Aus dem Dienstbuch der Margareth Löhr ( ausgestellt am 11.9.1826 )