An der Gruft eines Schulmannes

Begräbnisfeier für Oberlehrer a. D.

Johann Siffel


Der Feriensonne herrliches Leuchten breitete sich gestern nachmittags über die Gräberfelder des Friedhofs, als sich eine überaus stattliche Trauergemeinde an der Bahre des nach schwerer Krankheit entschlafenen Oberlehrers a.D. Johann Siffel einfand. Mehrstimmiger Psalmengesang der Lehrerschaft: "Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand" leitete die Aussegnung ein, die die PP Wigbert, Petrus und Augustin vom hiesigen Franziskanerkloster vornahmen. Im eindrucksvollen Leichenzug wehte die Hakenkreuzfahne des NS-Lehrerbundes, Schüler und Schülerinnen der Kaulberger Schule, die Lehrerschaft Bambergs und des Umlandes, Mitglieder des Domchores, Tertiaren und Konventualen der Franziskaner gingen dem Sarg voran und folgten den Hinterbliebenen.

An der Gruft betonte P. W i g b e r t daß das "Requiem aeternam" der Totenliturgie gerade an der sterblichen Hülle Siffels besondere Bedeutung habe, denn dem Entschlafenen, der ein Leben lang gearbeitet und nun vor wenigen Wochen hätte Ruhe bekommen können, war es nicht vergönnt, diese Ruhe zu genießen. Allzurasch holte der Tod einen Mann voll heiteren Wesens, religiöser Gesinnung, einen vorbildlichen Lehrer und Familienvater ins Reich der Schatten. In wärmsten Worten würdigte der Offiziator die großen Verdienste des Verblichenen um Gesang und Kirchenmusik. Die Lehrerschaft widmete ein zweites Grablied: Die Stund ist uns verborgen, die uns von hinnen ruft!, ehe Schulleiter B a p i s t e l l a namens der Amtsbrüder der Kaulberger Schule der 39jährigen Lehrertätigkeit des Toten gedachte. Oberlehrers Siffels Wirken war Dienst am Volke, unverdrossen, unermüdlich, wie es nur ein Lehrer kann, der dazu berufen. 16 Jahre war er der Kaulberger Schule als Schulleiter vorgestanden. Als der neue Staat kam, hat er ihm willig sein Recht gegeben. Siffel war wie selten ein zum Volksschullehrerberufe berufen, weil er ein Mann des Volkes war und das Bamberger Wesen des deutschen Volkes aus ihm sprach.. Daraufhin legte der Sprecher den immergrünen Kranz der Liebe, Treue und Verehrung nieder.

Hauptlehrer G e b h a r d t betonte, daß der "Nationalsozialistische Lehrerbund" mit Oberlehrer Siffel eine echte, wahre deutsche Lehrerpersönlichkeit verliere, die treu und aufrecht durchs Leben ging. , erfüllt von tiefstem Pflichtbewußtsein und echter Religiosität. Seinen Kindern war er Ziel und Vorbild, den Lehrern ein lieber Helfer, der immer einsprang, wo es nötig war. Dann trat ein Schüler der 8. Klasse der Kaulberger Schule an das offenen Grab und nahm in schlichten Worten der Dankbarkeit im Namen seiner Mitschüler Abschied von der Leiche des unvergeßlichen Lehrers. Bald darauf bedeckten Sonnenblumen und Kränze, von ehemaligen Schülern gespendet, den Schrein eines biederen Schulmannes.

( Ehem. Bamberger Tagblatt, Bayerische Ostmark, Dienstag, 20. August 1935 )